Die Reise beginnt im Berner Oberland, genauer gesagt in Boltigen. Von dort geht es über den recht unbekannten Jaunpass in das Greyerzerland. Via Jaun und Charmey tuckert der Linienbus nach Broc, Village. Hier muss auf eine Zugskomposition der tpf umgestiegen werden, die hinunter zur Station Broc, fabrique führt, wo sich die Cailler Schokoladen Fabrik mit dem Maison Cailler Museum befindet. Dieses nimmt die Besucher mit auf eine unvergessliche Reise durch die Schoggi-Welt inklusive Degustation. Eine herrliche Reise für kleine und grosse Schleckmäuler...
20.259, Boltigen-Jaunpass-Jaun
Ausgangspunkt dieser Reise, welche ins Greyerzerland und bis zur Cailler Schokoladen Fabrik führt, ist Boltigen. Die Ortschaft liegt im Simmental an der Eisenbahnstrecke Bern-Spiez-Zweisimmen. Am Bahnhof von Boltigen halten sowohl die stündlichen Regio Züge von Bern her sowie auch die im zwei Stundentakt verkehrenden Golden Pass Expresszüge Interlaken Ost - Zweisimmen - Montreux (471). Auf dem Bahnhofplatz steht bereits ein weisser Bus mit roten Punkten bereit. Er gehört der "Transports publics fribourgeois SA"
oder zu deutsch den Freiburger Verkehrsbetriebe, kurz tpf. Das Verkehrsunternehmen betreibt 65 Buslinien sowie fünf Bahnlinien im Kanton Freiburg und ist somit praktisch für den gesamten öffentlichen Verkehr im zweisprachigen Kanton zuständig. Eine davon ist die Linie 259, welche über den Jaunpass führt. Diese wird das ganze Jahr betrieben, wobei sich der Fahrplan je nach Saison und Wochentag stetig ändert. Sobald alle Passagier vom Anschlusszug eingestiegen sind, fährt der Linienbus aus Boltigen hinaus und biegt auf die Hauptstrasse in Richtung Zweisimmen ab.
Doch die Reise auf der zweispurigen Hauptstrasse ist nur von kurzer Dauer. Schon nach wenigen Minuten biegt der Bus rechts auf die Jaunpassstrasse ab. Nun kommt richtiges Pass-Feeling auf, wie man es von den "grossen" Zentralpässen kennt. Der Bergbus kämpft sich nun die enge und stetig ansteigende Strasse hinauf. Schon nach kurzer Zeit hat das Fahrzeug recht an Höhe gewonnen und man kommt in den Genuss eines herrlichen Ausblickes hinunter ins Simmental. Dieses erstreckt sich von Lenk über Zweisimmen bis nach Boltigen und bildet auch die Heimat
von den typischen braun-weiss gefleckten Simmentaler-Kühe. Dieses heute weitverbreitete zwei Nutzungstier, also guter Milch-und Fleischlieferant, ist auf den weiten Weidegebieten des Jaunpass auch häufig anzutreffen. Mit weiteren Haarnadelkurven windet sich der tpf Bus weiter hinauf in Richtung Passhöhe. Die Strasse wurde übrigens seinerzeit aus militärischen Gründen erbaut. Sie sollte die Verbindung der militärischen Zentren von Bulle und Thun sicherstellen. Heute bildet der Pass eine ganzjährige wichtige Verbindung zwischen dem Berner Oberland und dem Greyerzer Land.
Nach rund 20 Minuten Fahrzeit ist die Passhöhe und die dazugehörenden Restaurants in Sicht. Der 1`508 Meter hohe Jaunpass ist somit bezwungen. Auf der Passhöhe befinden sich mehrere Ski-Lifte, die auch im Winter für Frequenzen sorgen. Im Sommer nutzen viele Wanderer den Bus als Zubringer in die herrliche Bergwelt. Hier sieht der Fahrplan eine kurze Standzeit vor, die als Reserve dient. Anschliessend wird die Talfahrt in Richtung Romandie in Angriff genommen. Der Bus mit Freibuger Kennzeichen tuckert nun die schmale Bergstrasse hinunter nach Jaun.
Unterwegs zieht am Fenster eine herrliche, sanft bewaldete Landschaft vorbei. Die Strasse sucht sich ihren Weg zum Rohrmoos. Hier wird das Berner Oberland verlassen und der Kanton Freiburg heisst die Fahrgäste willkommen. Die Reise führt weitert am Ausläufer des Bäderhorns entlang. Auf diesem Abschnitt ist das Kreuzen mit dem Gegenverkehr nicht immer ganz einfach. Während der Wintermonate machen die Strassenverhältnisse den Chauffeuren zusätzlich das Leben schwer. Denn eine schneebedeckte Passstrasse bildet keine Ausnahme.
Nach gut dreissig Minuten Fahrzeit kommt man Jaun langsam näher. Die Ortschaft bildet im ganzen Greyerzer Bezirk eine grosse Ausnahme, denn nur noch hier wird Deutsch gesprochen. Der Dialekt, welcher vom höchstalemannischen abstammt, ist jedoch sehr einzigartig und für Auswärtige nur sehr schwer verständlich. Über die Haltestelle Weidli erreicht der Bus schliesslich die Endhaltestelle Jaun Bergbahnen, wer weiter Richtung Broc reisen will, muss auf die grösseren Gelenkbusse umsteigen. Seit 2023 besteht im Sommer zudem Anschluss auf die neue sehenswerte Mittelberg-Linie (12.185), welche via Abländschen nach Saanen führt.
20.260, Jaun-Carmey-Broc, Village
Anders als der Abschnitt über den Jaunpass wird die Strecke Jaun - Broc - Gruyère deutlich häufiger bedient. So wird ganztags ein Stundentakt angeboten, der vorwiegend mit Gelenkbussen betrieben wird. So verlässt der Linienbus die Wendeschlaufe im Kappelboden, wo sich neben der Talstation der Bergbahn und einer Käserei auch das Depot für die in Jaun stationierten tpf-Buse befindet. So braust der rot-weise Bus in den gut 1.5 Kilometer entfernten Ortskern. Am Ortseingang ist auf der linken Seite ein Wasserfall zu erkennen.
Das spezielle daran ist, dass er keinen sichtbaren Zufluss besitzt. Das Wasser spritzt also direkt vom Felsinneren hinaus und mündet wenige Meter später in den Jaunbach. Kurz darauf wird die Ortschaft Jaun passiert. Die Häuser im Dorfkern sind im Stil der Simmentaler Bauernhäuser gebaut. Anschliessend braust der getupfte Linienbus zum kleinen Weiler im Fang. Hier wird nun der "Röstigraben" überquert. Denn nun heisst es nicht mehr nächster Halt, sonden prochain Arrêt, Charmey. Die grösste Gemeinde des Kantons Freiburg erstreckt sich auf einem Plateau nahe des Stausees Lac de Montsalvens.
Die Viehhaltung sowie die Landwirtschaft spielen in dieser Region nach wie vor eine wichtige Rolle. So wird auch die Milch direkt in Charmey zu würzigem Greyerzer Käse verarbeitet. Nach einem kurzen Halt in dieser wunderschönen Ortschaft tuckert der Bus weiter in Richtung Broc. Dabei führt die Fahrt am rechten Ufer des Montsalvens-See entlang. Über die Haltestellen Cerniat und Crésuz erreicht der Linienbus die Ortschaft Châtel-sur-Montsalvens. Nun windet sich die Strasse mit ein paar Kurven hinunter nach Broc. Die Gemeinde liegt am südlichsten Zipfel des Greyerzersees und bildet die Heimat von rund 2`600 Einwohnern.
Auch Broc war bis Ende des 19. Jahrhunderts ein von der Landwirtschaft geprägtes Dorf. Daneben spielte auch die Strohflechterei eine wichtige Rolle, die jedoch gegen Ende des Jahrhunderts stark einbrach. Der Bau der Schokoladenfabrik Cailler 1898 setzte der Arbeitslosigkeit dann ein Ende. Seit dem hat sich die Ortschaft zu einer beliebten Wohngemeinde entwickelt. Der Linienbus sucht sich nun den Weg zum Bahnhof. Da sich das Maison Cailler ein bisschen ausserhalb des Dorfes befindet, muss man bei der Haltestelle Broc, Village-Gare aussteigen und auf den tpf-Zug warten.
256, Broc, Village - Broc, Chocolaterie
Am 24. Juni 1912 wurde die Eisenbahnlinie von Bulle nach Broc von den Chemins de fer Electriques de la Gruyère in Betrieb genommen. Sie diente der Erschliessung der damals neu gebauten Fabrik. Über 100 Jahre später, 2021 begann man die 5.1 Kilometer lange Stichtrecke zwischen Bulle und Broc auf Normalspur umzubauen. Hauptargument für die Umspurung war der aufwendige Güterverkehr zur Cailler-Schokoladenfabrik mittels Rollböcken, welcher allerdings 2018 durch Nestlé auf die Strasse verlagert wurde. Trotzdem wurde das vorhaben realisiert und konnte im Sommer 2023 eingeweiht werden.
Für die nur ein Kilometer lange Strecke hinunter nach Broc, Chocolatier braucht der Zug nur wenige Minuten. Kaum abgefahren hat man also schon die Endstation der Eisenbahnlinie erreicht. Ursprünglich war eine Weiterführung der Linie bis nach Freiburg geplant gewesen. Wegen des Ausbruches des 1. Weltkrieges konnte dieses Vorhaben jedoch nicht realisiert werden und stattdessen wurde später eine Autobus-Linie eingerichtet. So enden seither die Eisenbahngleise direkt vor dem Fabrikareal. Vom Bahnhof ist es nicht mehr weit bis zum beliebtesten Museum der französischsprechenden Schweiz, dem Maison Cailler.
Maison Cailler, Broc
Die Gründung des Unternehmens erfolgte 1819 durch François-Louis Cailler. Doch schon schnell wurde die damalige Fabrik zu klein und so zog man 1898 in die heutige Fabrik nach Broc um. In diesem markanten Gebäude, das nach wie vor jede Cailler Schokoladen-Tafel ziert, wird auch heute noch Kakao zu erstklassiger Schoggi verarbeitet. 2010 wurde dann das Museum Maison Cailler eröffnet. Es nimmt die Besucher mit auf eine Reise die vom Ursprung der Schoggi bis zur heutigen vollautomatischen Fabrikation führt.
Der Rundgang beginnt mit einer aztekischen Kakaozeremonie mitten im Regenwald. Weiter geht die Reise zu den ersten Schweizer Schokoladen-Maschinen und führt bis zur vollautomatischen Verpackungsanlage der Gegenwart. Folgt man nun dem unwiderstehlichen Duft von frisch gerösteten Kakaobohnen, gelangt man zum Höhepunkt des Besuches - der Degustation. Hier kann man sich von den Aromen von bestem Kakao, frischer Alpenmilch und edlen Zutaten beglücken lassen. Zum Schluss bleibt dann noch Zeit für einen Besuch im Schokoladen-Shop.
Last Update: 18.11.2024
Zuletzt gereist: 14.07.2024