Neuenburger-, Murten- und Bielersee sind drei Gewässer, die sich allesamt im Drei-Seen-Land befinden. Dank zweier Verbindungskanälen sind sie sogar miteinander verbunden. So kann man mit dem Schiff gemütlich von Biel über Erlach bis nach Murten reisen und dabei zieht eine herrliche Uferlandschaft an einem vorbei. Das ist die Drei-Seen-Fahrt...
3215, Biel/Bienne-Neuchâtel-Murten
Die Reise durch das Drei-Seen-Land nimmt ihren Anfang in der zweisprachigen Stadt Biel, oder eben auf Französisch Bienne. Reisende, die vom Bahnhof her kommen, haben zwei Möglichkeiten um an den See zu gelangen, eine sportliche zu Fuss oder eine bequeme mit dem Bus. Hier im Hafen von Biel warten die Schiffe der Bielersee-Schifffahrtgesellschaft auf ihre Gäste. Die BSG betreibt neben der 3-Seen-Fahrt auch die Kurse auf dem Bielersee sowie die äusserst sehenswerte Linie die Aare hinauf bis nach Solothurn. (3216)
Auf den ersten Blick wirken die Motorschiffe ein bisschen in der Höhe zusammengequetscht, was für Kursschiffe auf Schweizer Seen ungewöhnlich ist. Jedoch hat dies einen guten Grund, den man während der Reise noch hautnah erleben wird… Das Hoheitsgebiet der Bielersee Schifffahrtsgesellschaft reicht eigentlich nur bis nach Erlach. Ein Kurs fährt jedoch darüber hinaus und gelangt via den Neuenburgersee bis nach Murten/Morat. Im Gegenzug fährt täglich ein Schiff der Société de Navigation sur les lacs de Neuchâtel et Morat SA (LNM) bis in den Bielersee.
Pünktlich um 9:45 legt das BSG-Schiff ab und nimmt die gut dreistündige Reise in Angriff. Infolge engen Platzverhältnissen im Hafen von Biel wird die 10. grösste Schweizerstadt erstmal rückwärts verlassen. Nachdem gewendet wurde, nimmt das Schiff volle Fahrt auf. Vor einem erstreckt sich nun der gesamte Bielersee, welcher durch die St. Petersinsel am Ende geteilt wird. Aber zuerst steuert der Kapitän auf Tüscherz zu, das wie die meisten Orte am See an der rechten Uferseite liegt. Gleich darauf folgt das Dörfchen Engelberg-Wingreis.
Währenddem das Schiff gemütlich am Ufer entlang tuckert, ergibt sich eine bezaubernde Aussicht auf die zahlreichen Rebbergen, die am Fusse des Twannbergs angesiedelt sind. Diese bilden die Grundlage für die verschiedenen erstklassigen Weine, die daraus gewonnen werden. Die erste grössere Ortschaft auf der Reise ist Twann. Das Dorf am Ausgang der äusserst sehenswerten Twannbachschlucht ist natürlich geprägt von der Winzerkultur. Im schmucken Dorfkern laden diverse Beizen und Weinkellereien zum Verweilen und Degustieren ein.
Kurze Zeit später trifft das Schiff in Ligerz ein. Das liebliche Winzerdorf am Nordufer des Bielersees zählt 550 Einwohnerinnen und Einwohner. Es liegt idyllisch zwischen den steilen Rebhängen des Jurasüdhanges und dem See, vis-à-vis der St. Petersinsel. Nun überquert das Schiff zum ersten Mal den See, der mittlerweile von der St. Petersinsel geteilt wird. Jedoch ist das Wort Insel eigentlich falsch, denn es handelt sich nur um eine Landzunge. So ist die "Insel" neben dem Schiff auch von Erlach aus über den Landweg erreichbar. Nichts desto trotz ist die Insel ein beliebtes Ausflugsziel und zieht viele Naturhungrige an.
Anschliessend geht es wieder zurück an das rechte Ufer und der Kapitän steuert Neudorf an, welches wohl besser bekannt ist unter dem französischen Namen La Neuveville. Hier befindet sich auch die Sprachgrenze. Während vorher in Ligerz noch Deutsch gesprochen wurde, befindet sich La Neuveville bereits im französischsprachigen Teil der Schweiz. Dahinter ist mit der markanten Antenne die höchste Erhebung der Juras zu erkennen, der 1`607 Meter hohe Chasseral. Weil es so schön ist, führt die Fahrt im Anschluss nochmals ans gegenüberliegende Ufer nach Erlach, wo übrigens wieder Deutsch gesprochen wird.
Nun heisst es langsam aber sicher Abschied vom Bielersee zu nehmen, denn mit der darauffolgenden Station Le Landeron biegt das Kursschiff in den Verbindungskanal zum Lac de Neuchâtel ein. Der Zihlkanal wurde zusammen mit dem Broyekanal, der den Neuenburger- mit dem Murtensee verbindet, erbaut. Damit wurde in 2 Etappen die Juragewässerkorrektion verwirklicht. 1891 war der 70 bis 90 Meter breite Kanal fertiggestellt und das vorher häufig überflutete, sumpfige Seeland konnte kultiviert werden.
Nur dank der Gewässerkorrektur, welche neben dem Bau der Verbindungskanäle auch Ableitung der Aare von Aarberg in den Bielersee sowie die Absenkung des Seespiegels um insgesamt 3.5 Metern beinhaltete, konnte sich das Berner Seeland zum grössten und wichtigsten Gemüseanbaugebiet entwickeln. Schon kurz nach der Einfahrt wird der Fahnenmast am Bug hinabgeklappt. Dies ist der Startschuss für 3 spektakuläre Brückendurchfahrten. Nun ist es höchste Zeit um einen Platz auf dem Oberdeck zu ergattern. Je nach Schiffstyp muss auch noch das Steuerhaus versenkt
sowie der rund 2 Meter hohe Kamin zur Seite geklappt werden. Insgesamt werden auf dem knapp sechs Kilometer langen Kanal drei Brücken unterfahren. Dazwischen zieht eine herrliche Landschaft mit einer abwechslungsreichen Fauna und Flora an einem vorbei. Das Schiff tuckert in gemächlichem Tempo zum Landungssteg von Thielle Wavre, der jedoch nur von den NAVIG-Kursen abgefahren wird. Der Kanal bildet übrigens auch die Grenze zwischen den Kantonen Bern und Neuenburg. Kurz vor der Einmündung in den Neuenburgersee wird die dritte und zugleich niedrigste Brücke unterfahren.
Die Zielbrücke ist so nieder gebaut, dass beim BSG Motorschiff Petersinsel das Steuerhaus komplett versenkt werden muss, und der Kapitän das Schiff nur noch vom Aussenfahrstand manövrieren kann. Nachdem die Eisenbahnbrücke unterquert wurde, legt das Schiff in La Tène an. Kurze Zeit später fährt man im grössten, vollkommen in der Schweiz liegenden See ein. Die Rede ist natürlich vom Lac de Neuchâtel. Wo vorher noch Rebberge und beschauliche Dörfer das Ufer zierten, prägen nun grossstadtähnliche Bauwerke den gegenüberliegenden Berghang.
Während die BSG Kurse direkt auf den Broye Kanal zusteuern, machen die NAVIG-Schiffe einen gut 40 Minütigen "Umweg" nach Neuchâtel. Der Hauptort des gleichnamigen Kantons zählt nach der Fusion mit den Agglomerationsgemeinden 2021 zur elft grössten Schweizer Stadt. Neuenburg bildet auch der Heimathafen der sieben NAVIG Motorschiffe sowie des 2014 wieder instandgesetzten Raddampfers Neuchâtel. Das 1912 von Escher Wyss erbaute Dampfschiff wurde Ende der 1960er Jahre Ausserdienst gestellt und diente bis 2006 als fest vertäutes schwimmendes Restaurant.
So nimmt das Schiff Kurs auf den nächsten Kanal, der in den kleinen aber feinen Murtensee führt. Der Eingang des Canal de la Broye ist ein beliebter Ort für Hobby Ornithologen. Denn am Ufer des Naturschutzgebietes tummeln sich viele verschiedene Vögel. Die Broye entspringt übrigens in den Freiburger Voralpen bevor sie die Kantone Freiburg und Waadt durchfliesst und in Salavaux in den Murtensee mündet. Auf der anderen Seeseite fliesst die Broye in Form eines künstlichen Kanals in den Neuenburgersee. Diese Wasserverbindung wurde schon von den Römern zum Transport genützt.
Vor einigen Tausend Jahren bildeten der Murtensee, der Neuenburgersee und der Bielersee noch eine einzige grosse Wasserfläche, an deren Ufern sich die ersten Schweizer Einwohner ansiedelten. Die Überbleibsel der prähistorischen Pfahlbauten aus der damaligen Zeit bestehen noch heute und gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO. Vorbei am Camping Trois Lacs gelangt das Kursschiff zur Landungsbrücke von Sugiez. Kurze Zeit später erreicht man das Ende des Kanal und das Schiff mündet in den dritten See.
Der Murtensee ist mit einer Fläche von 22,8 km² der kleinste der drei Schweizer Juraseen. Während die BSG Schiffe direkt auf Murten zusteuern, bedienen die NAVIG Kurse noch die Ortschaften Praz und Môtier, welche am rechten Seeufer liegen. Schliesslich trifft das BSG-Schiff nach drei, das NAVIG Schiff nach vier Stunden Fahrzeit im Hafen vom Zähringerstädtchen Murten ein. Hier endet diese herrliche Schifffahrt, welche über drei Seen und durch eine wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaft führt.
Last Update: 18.11.2024
Zuletzt gereist: 06.06.2023