Die wunderschöne Aarefahrt

Solothurn-altreu-Nidau-Biel/Bienne

Die Aarefahrt zwischen Solothurn und Biel gilt als schönste Flussfahrt der Schweiz. Die Bielersee-Schifffahrt lädt ein, die bezaubernde Region auf dem Wasserweg zu erkunden. Von Solothurn tuckert das Schiff den Fluss hinauf bis zu den Storchensiedlungen von Altreu. Weiter geht die Fahrt durch die malerische Landschaft nach Büren a. A. Kurz bevor man in den höher gelegenen Bielersee einfährt, wird die Differenz mit einer Schleuse überwunden. Dann ist es geschafft und der Hafen von Biel ist erreicht. Endpunkt einer wunderschönen Reise.

 

 

 

Das Motorschiff Siesta wartet vor der malerischen Altstadt von Solothurn auf seine Abfahrt.
Das Motorschiff Siesta wartet vor der malerischen Altstadt von Solothurn auf seine Abfahrt.

3216, Solothurn-Altreu-Biel/Bienne

Ausgangspunkt dieser äusserst sehenswerten Flussfahrt ist die herrliche Stadt Solothurn. Der Hauptort des gleichnamigen Kantons besitzt eine wunderschöne Altstadt. Das wohl markanteste Gebäude ist die St. Ursenkathedrale. Von der Aussichtsplattform hat man den wohl schönsten Ausblick auf die Stadt. Doch bis zur 50 Meter hohen Plattform müssen 249 Treppenstufen überwunden werden. Doch der Aufstieg ist absolut lohnenswert. Der Abfahrtsort der Schiffe der BSG befindet sich am Ende der Altstadt. 

Blick auf die ruhig fliessende Aare
Blick auf die ruhig fliessende Aare

Der Landungssteg ist mit einem rund 15 minütigen Fussmarsch ab dem Bahnhof erreichbar. Von anfangs April bis anfangs Oktober sieht der Fahrplan von Dienstag bis Sonntag drei Kurspaare auf der Aare vor. Am Montag wird seit einigen Jahren immerhin eine Verbindung nach Biel und zurück angeboten. Sobald alle Passagiere einen Platz auf dem Schiff gefunden haben, löst die nautische Mannschaft die Seile und das Schiff verlässt die Landungsbrücke. So tuckert das Motorschiff gemütlich die Aare hinauf mit dem Ziel, in knapp drei Stunden in den Bielersee zu münden.

Die MS Rousseau unterwegs in Richtung Altreu
Die MS Rousseau unterwegs in Richtung Altreu

Nun kann man einfach ein bisschen die Seele baumeln lassen und die malerische Uferlandschaft bewundern, die an einem vorbeizieht. Die auf der Aare eingesetzten Schiffe der BSG sind, wie es auf den Flussfahrten üblich ist, allesamt nicht in die Höhe sondern in die Länge gebaut. Nur dank ihrer niedrigen Bauweise ist es möglich, die Brücken zu unterqueren. Die Hauptlast tragen die modernen Aareschiffe MS Rousseau und MS Siesta. Gelegentlich kommt auch das nostalgische MS Stadt Solothurn zum Einsatz. Nachdem man rund 40 Minuten die Aare hinauf gekurvt ist, kommt die erste Station in Sicht, jene von Altreu. 

Die Anlegestelle Altreu ist in Sicht
Die Anlegestelle Altreu ist in Sicht

Die Ortschaft ist über die Schweizer Grenzen hinaus für seine Storchenansiedlungsversuche bekannt. Bereits 1948 wurde eine erste solche Storchensiedlung gegründet. In den folgenden Jahrzehnten siedelten sich immer mehr Storchenfamilien hier an, so dass Altreu im Jahr 2008 sogar als europäisches Storchendorf ausgezeichnet wurde. Dementsprechend gross ist die Chance, dass man eines dieser Tiere zu Gesicht bekommt. Nachdem hier viele Passagiere ein- und ausgestiegen sind, geht die Reise weiter den Fluss hinauf. 

Blick auf die elegant wirkende Aarebrücke
Blick auf die elegant wirkende Aarebrücke

Auf dem Abschnitt Altreu-Grenchen bildet die Aare zugleich die Kantonsgrenze. In Fahrtrichtung rechts liegt der Kanton Solothurn, links der Kanton Bern. Der nächste Halt befindet sich bei der Station Grenchen. Jedoch liegt die eigentliche Ortschaft mehr als 3 Kilometer weit weg von der Aare. Nach dem Anlegemanöver wird die Aarebrücke unterfahren und es geht weiter in Richtung Büren. Wenn man einen Blick in die Vergangenheit wirft, zeigt sich, dass dieser Wasserweg von Biel nach Solothurn eine bewegte Geschichte hat. Im Jahr 1857 verkehrte das erste Dampfschiff "Neptun" von Solothurn via Bieler- und Neuenburgersee bis nach Yverdon.

Das neuste Schiff der BSG MS Rousseau unterwegs nach Büren
Das neuste Schiff der BSG MS Rousseau unterwegs nach Büren

Diese neue Schiffsverbindung konnte dann auch wenige Wochen mit grossem Erfolg betrieben werden, bis am 1. Juni 1857. An diesem Tag wurde die Eisenbahnstrecke Solothurn-Biel eröffnet. Das war der frühe Todesstoss für die Aareschifffahrt. Erst knapp 100 Jahre später, im Jahr 1952 reaktivierte ein privates Unternehmen diese Schifffahrt wieder. 1966 übernahm schliesslich die Bielersee Dampfschiff-Gesellschaft die Konzession auf der Aare und änderte den Namen auf Bielersee-Schifffahrts-Gesellschaft. Aber zurück in die Gegenwart. Inzwischen nähert sich das Schiff einem nächsten Höhepunkt. 

Büren an der Aare, ein wunderschönes Städtchen
Büren an der Aare, ein wunderschönes Städtchen

Schon von weitem sticht die wunderschöne Holzbrücke ins Auge. Seit 1275 verbindet der 108 Meter lange Aareübergang das Städtli mit dem Ortsteil Reiben. Die Brücke in der heutigen Form ist die neunte Ausführung. Alle zuvor fielen dem Feuer zum Opfer, das letzte mal 1991. Doch zuerst wird an der Schifflände angelegt. Büren an der Aare lädt zum Verweilen ein, doch leider sieht der Fahrplan hier keinen Aufenthalt vor. So folgt gleich der wohl schwierigste Teil für den Kapitän. Er muss das lange Schiff zwischen den Brückenpfeilern hindurch zirkeln. Und für die Passagiere auf dem Oberdeck heisst es bei der Durchfahrt "Kopf einziehen" !

Ein letzter Blick zurück auf die Holzbrücke von Büren an der Aare
Ein letzter Blick zurück auf die Holzbrücke von Büren an der Aare

Nach dem dieses Hindernis überwunden ist, geht die Reise weiter die Aare hinauf. Wiederum zieht eine herrliche Uferlandschaft an den Fahrgästen vorbei. Und so tuckert das Aareschiff gemütlich nach Brügg. Nach einem kurzen Halt bei der Anlegestation und dem Unterfahren der Eisenbahnbrücke lässt das nächste grosse Highlight nicht lange auf sich warten. Denn der Bielersee liegt rund drei Meter höher als die Aare. Die entsprechende Höhendifferenz muss mit einer Schleuse überwunden werden. Die Wehranlage von Port ist das Kernstück der Juragewässerkorrektion.

Das MS Stadt Solothurn passiert die Schleuse von Port
Das MS Stadt Solothurn passiert die Schleuse von Port

Über dieses Stauwehr werden nicht nur die Pegel des Bieler- Neuenburger und des Murtensees reguliert, sondern auch die Abflussmenge in die Aare. So steuert der Kapitän das lange Kursschiff in die Schleuse und kommt vor dem Schleusentor sicher zum Stehen. Nun wird das hintere Tor geschlossen und es wird Wasser hineingepumpt. Mit dem Wasserspiegel gewinnt auch das Schiff immer mehr an Höhe. Nach etwa fünf Minuten sind die drei Meter Höhendifferenz überwunden und das vordere Schleusentor öffnet sich. Nach einem lauten Pfiff aus dem Schiffshorn geht die Fahrt langsam aus der Schleuse hinaus.

Letzter Blick zurück auf den Aarekanal
Letzter Blick zurück auf den Aarekanal

Nun ist es nicht mehr weit bis die Aare in den Bielersee mündet. Auf dem letzten Abschnitt ist es vorbei mit der praktisch unberührten Uferidylle. Denn am Ufer reihen sich Motorboot an Motorboot und auch die restliche Uferlandschaft ist mit vielen zum Teil prunkvollen Anwesen verbaut. Doch ein letztes Hindernis wartet noch, die Brücke von Nidau. Da dieser Flussübergang so niedrig gebaut ist, muss das Steuerhaus komplett eingezogen werden. Und so heisst es noch einmal Kopf einziehen und keinen falls aufstehen! Doch danach ist es geschafft und kurze Zeit später mündet das Kursschiff in den Bielersee. 

Die MS Stadt Solothurn hat Biel erreicht
Die MS Stadt Solothurn hat Biel erreicht

Hier ergibt sich eine bezaubernde Aussicht hinunter bis zur St. Petersinsel sowie an die sonnigen Rebbergen von Twann. Langsam aber sicher neigt sich diese Fahrt dem Ende zu. In der Ferne kann man bereits den Hafen von Biel erkennen. Bienne wie die Stadt auf Französisch heisst, ist die 10. grösste Stadt der Schweiz. Nach knapp drei Stunden ist es dann geschafft und der Kapitän steuert das Motorschiff sicher in den Hafen. Hier in Biel ist Endstation und somit Endpunkt einer wunderschönen Flussschifffahrt. Wer nun noch nicht genug hat, kann mit der drei Seen-Schifffahrt (3215) via Neuenburg nach Murten tuckern.

Anschlusslinie:

3215, Biel/Bienne-Murten (Drei Seen-Schifffahrt)

 

 

 


Last Update: 18.11.2024

Zuletzt gereist: 16.06.2024